Erster Kontakt
Mehr als 40 Jahre ist es her, Kroatien hieß damals noch Jugoslawien und ich beobachtete aus dem Auto heraus am Rande eines Olivenhaines Vögel. Kappenammer, Neuntöter und sogar Rotkopf- und Raubwürger hatte ich bereits entdeckt, da flatterte ein recht groß wirkender, sehr auffällig Schwarzweiß gebänderter Vogel an mir vorbei. Mit seltsam kraftlos erscheinenden Flügelschlägen, fast wie ein Schmetterling bewegte sich das Tier auf einen Olivenhain zu und landete auf der Mauerkrone einer Windschutzmauer, wobei er seine auffällige Federhaube aufstellte, die im Gegenlicht wunderbar rötlich leuchtete und ihn deutlich größer wirken ließ. Kein Zweifel, meine erste Begegnung mit einem Wiedehopf hatte gerade stattgefunden, und sofort hatte ich Feuer gefangen. So einen außergewöhnlichen Vogel hatte ich zuvor noch nie gesehen. Einst in weiten Teilen Deutschlands häufig, ist sein Vorkommen hierzulande auf zwei Populationen – eine in Brandenburg und eine am Kaiserstuhl – geschrumpft. Der Vogel liebt offene Landschaften, wo er in Wiesen unablässig mit dem langen gebogenen Schnabel nach Insekten und Würmern stochert. Wiedehopfe sind auch gern in Wein- und Obstgärten unterwegs, um im lockeren Erdreich Nahrung zu suchen.

Vergebliche Mühen
Nach seiner Landung auf der Mauer gab der Vogel merkwürdig fauchende Geräusche von sich und begann danach sein monotones »up-up-up«, was ihm seinen wissenschaftlichen Namen Upupa epops gab. Nach einer Weile kam ein zweiter Wiedehopf herbeigeflattert und die beiden saßen für kurze Zeit ganz nah beieinander. Dann hüpften beide Vögel hinab auf die Wiese. Schließlich verschwand einer der beiden durch ein Loch unterhalb des Wurzelwerkes im Erdreich. Dort musste ihre Bruthöhle liegen. Alle anderen Vögel waren schnell vergessen und von nun an beobachtete ich nur noch die Wiedehopfe.Bald sah ich immer nur noch einen Wiedehopf, manchmal mit Insekten oder Würmern im Schnabel, die er in die Bruthöhle brachte. Besonders morgens waren die Vögel aktiv und ich freute mich schon darauf, den Nachwuchs bewundern zu dürfen. Doch eines Morgens war es merkwürdig still an der alten Olive, stundenlang keine Aktivität. Dann eine Bewegung am Eingangsloch und ich traute meinen Augen kaum, als eine Schlange die Bruthöhle verließ. Die Vierstreifennatter hatte wohl den noch kleinen Nachwuchs gefressen und so die Brut vernichtet, denn ich sah die Altvögel nicht wieder. Das übelriechende Sekret, das die Wiedehopfe aus ihren Analdrüsen zusammen mit dünnfüssigem Kot zur Abwehr von Feinden verspritzen können und ihnen den Namen »Stinkhahn« einbrachte, war gegen das Reptil wohl wirkungslos geblieben.


Weitere Begenungen
Immer wenn ich mich in geeigneten Gegenden aufhielt, suchte ich nach Wiedehopfen. Erneut entdeckte ich in Kroatien balzende Wiedehopfe an einem Steinhaufen und konnte sogar eine Paarung fotografieren – doch es war zu spät für weitere Fotos, mein Urlaub war zu Ende. Auch in der südfranzösischen Camargue fand ich die Vögel, sie brüteten unter einem alten Dachstuhl, sehr ungünstig zum Fotografieren. Ein zweiter Brutplatz befand sich in einem hohlen Baum auf einem Pferdegehöft. Leider verlief die weiß gestrichene Zaunplanke unter der Bruthöhle. Diese war der Lieblingsansitz der Hopfe und auch der Anflugweg war schlecht zu kalkulieren: im weiten Bogen mal von links, dann von rechts und meist bei ungünstigen Lichtbedingungen. Einige Porträts der Altvögel mit Beute im Schnabel gelangen mir aus dem Versteck, doch meistens war der unschöne Zaun mit im Bild. Ich verwarf diesen Spot, suchte weiter und befragte die Besitzer der alten Gebäude und Gehöfte. Und tatsächlich, eine alte Dame wies mir den Weg zu einem Weinfass, das zu Dekorationszwecken am Wegesrand stand. Sie hob den Deckel ab und gab mir zu verstehen, dass die Jungvögel vor wenigen Tagen ausgeflogen seien – wieder nichts …..

Während eines Campingurlaubes in der Emilia Romagna in Italien entdeckte ich einen Wiedehopf, der auf typische Weise mit seinem langen Schnabel tief im Wiesenboden herumstocherte und nach kurzer Zeit eine dicke Insektenlarve herauszog.Er legte sich den Fang kurz im Schnabel zurecht und flog dann langsam und flach los. Ich verfolgte den Vogel so schnell ich konnte und sah gerade noch, wie er aus einem Baum abflog. In diesem Baum fand ich auch die Bruthöhle, doch leider lag sie sehr ungünstig in der Gabel zweier starker Äste und außerdem ziemlich hoch. So konnte ich die schon recht kräftigen Jungvögel nicht mit auf das Bild bekommen, doch immerhin gelangen mir erste Fotos von anfliegenden Wiedehopfen. Ich durfte miterleben, wie die Jungen ganz früh morgens von den Altvögeln aus der Höhle gelockt wurden und dann wie eine Karawane über die Campingplatzwiesen liefen. Die Jungvögel trippelten piepsend hinter ihren Eltern her, bettelten unablässig nach Futter und hackten sogar nach den Altvögeln, wenn sie Nahrung einforderten. Aus liegender Position gelangen mir Aufnahmen der Vogelfamilie. Nach einigen Tagen fand ich die Wiedehopfe nicht mehr auf dem Campingplatz, sondern auf den Wiesen um das Gelände und sie waren nun auch recht scheu, so dass ich das Fotografieren aufgab und mich freute, wenn ich sie noch irgendwo in der Nähe beobachten konnte.


Erfüllter Wunsch
Im Südosten Sloweniens konnte ich dann aber endlich an zwei Stellen Wiedehopfe fotografieren, wie ich es mir immer gewünscht hatte. An der einen flogen die Vögel häufig sichernd einen Ast an, bevor sie in der Bruthöhle verschwanden. Hier waren die Jungvögel wohl noch recht klein, weshalb ich die meiste Zeit am zweiten Spot fotografierte. Dort wurde der Brutbaum direkt angeflogen und ich versuchte die Vögel im Flug zu abzulichten, was recht schwierig war, weil die Wiedehopfe aus häufig wechselnden Richtungen kamen. Sobald die Vögel fliegend in meinem Blickfeld erschienen, löste ich meine Spiegelreflexkamera mit der Serienbildfunktion aus. Nach Betrachten der Bilder auf dem Monitor habe ich mir erstmals ein spiegelloses System ohne die Dunkelphase gewünscht. Auf den meisten Fotos, bei denen sich die Vögel in der Schärfe-Ebene befanden, waren sie angeschnitten oder die Haltung der Schwingen war ungünstig und die Flügel verdeckten das Auge des anfliegenden Vogels oder die Beute. Anfangs schauten die Jungvögel noch nicht aus der Bruthöhle, aber nach einigen Tagen konnte ich Schnabelspitzen sehen und dann blickten zwei Jungvögel heraus.


Schließlich streckten sie sich, immer wenn sie Futter erwarteten, weit hervor und begannen sogar schon ihre Federhäubchen aufzustellen. Etwa viertelstündlich flogen die Eltern an und so wurden während meines morgendlichen Ansitzes gut ein Dutzend Maulwurfsgrillen und etliche Insektenlarven herbeigeschleppt. Ich konnte fotografieren, wie die Beute manchmal schon vor der Landung der Altvögel im Schnabel der Jungen verschwand und wie die Jungen kurz darauf die Eltern mit Schnabelhieben attackierten, worauf diese direkt wieder abflogen. Kurz bevor die kleinen Wiedehopfe függe wurden, gab es ein Unwetter und ich konnte nicht mehr fotografieren. Ich hoffe, dass die neue Wiedehopf-Generation einen guten Start in ihr Leben hatte und werde auch in Zukunft weiterhin nach den faszinierenden »Stinkhähnen« Ausschau halten.

